reCAM. Ich bin da. Sie ist dort.
Physisch friere ich und emotional habe ich warm. Chate mit Afrika und esse Fondue in den Schweizer Alpen. Verreise während der Arbeitszeit in verpixelte Landschaften. Ich bin überall und nirgends.
Der analoge Fotoapparat
„Klick“. Ein Gerät macht Bilder.
Die Bilder werden auf Film belichtet,
die Filme entwickelt, Fotos eingerahmt
und ausgestellt. Das Wohnzimmer wird
zur Galerie.
Ich bin im Wohnzimmer. Auf Reisen.
Beton hält die Welt zusammen.
Brücken, Häuser, Autobahnen...
Beton ist nicht virtuell. Beton ist als Material sehr präsent.
Die Form wird gegossen. Flüssiger
Beton wird hart und es entsteht ein Objekt welches bekannt ist und doch fremd wirkt. Ein Dialog ensteht.
Das Material ist flüssig.
Ich kenne die Form.
Der Gedanke
Hinter Bildschirmen wird ferngesteuert und kontrolliert. Es wird aufgezeichnet und gefilmt.
Gleichzeitig werden freiwillig die eigene Daten per Facebook und ähnlichen Plattformen, ins Internet gestellt. Selfies gepostet und Geschriebenes der Welt gezeigt.
Die reCam im öffentlichen Raum nimmt Bezug auf den Datenhunger und gleichzeitig den Vojeurismus. Die Funktionalität der reCAM aber ist weggegossen.
Die Form ist da. Der Inhalt ist weg.
reCAM auf Reisen
Viele reCAMs werden auf der ganzen Welt im öffentlichen Raum verteilt. Wie ein Virus gehen sie mit auf Reisen. Mit einem One-Way Ticket werden sie von Personen, welche in Bezug zu mir stehen, montiert. Mein analoges Netzwerk.
Die ersten Kameras sind bereits in Wien, Guatemala, Amerika und Thailand.
Ich war noch nie in Thailand.
Jetzt irgendwie schon.
Roman Hartmann lebt und arbeitet in Luzern. In seiner freien künstlerischen Arbeit geht er den Übergängen von flüssigen zu erstarrten Formen nach. Seine Betonskulpturen und Abgüsse, entstanden in seinem Horwer Atelier, defunktionalisieren Alltagsgegenstände. Aktuelles Projekt ist re-cam.ch: Da lässt Hartmann seine Betonkameras um die Welt reisen, im Wissen, dass sie nicht mehr zurückkehren. Hartmann, selbständiger Grafiker, hat sein Handwerk an der damaligen HFG in Luzern gelernt.